Arbeitszeitsouveränität im Erwerbsverlauf
Vortrag von Dr. Bertram Zwanziger,
Richter am Bundesarbeitsgericht
Kommentare:
Dr. Christina Klenner, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut in der Hans-Böckler-Stiftung
RAin Christina Ramb, Bundesvereinigung der Deutschen
Arbeitgeberverbände, Abteilungsleiterin Arbeitsmarkt
Dr. Anika Rasner, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.
Im ersten Teil des Forums werden im Hinblick auf Fragen der Vereinbarkeit von Familie/Privatleben und Beruf die aktuellen Möglichkeiten und ggf. zukünftigen Anforderungen einer souveränen Arbeitszeitgestaltung von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen z.B. zur Ermöglichung der Inanspruchnahme von Eltern- oder Pflegezeiten diskutiert. Es werden die derzeitigen Spielräume de lege lata aufgezeigt und die Anforderungen de lege ferenda dargestellt. Berücksichtigt werden hier insbesondere der Teilzeitanspruch nach dem Teilzeit und Befristungsgesetz (TzBfG) und dem Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz (BEEG) sowie die Arbeitszeit-Gestaltungsrechte nach dem Pflegezeitgesetz (PflegeZG). Auch der umgekehrte Fall, also die Rückkehr zur Vollzeit bzw. die Aufstockung der Arbeitszeit, wird diskutiert.
In diesem Zusammenhang soll auch die Elternurlaubsrichtlinie 2010/18/EU vom 8. März 2010 und möglicherweise in Deutschland nach wie vor bestehende Umsetzungsdefizite im Hinblick auf mögliche befristete Arbeitszeitarrangements besprochen werden. Neben den individualrechtlichen Möglichkeiten des/der einzelnen Arbeitnehmers/Arbeitnehmerin wird auch ein Blick auf die Rechte und Möglichkeiten des Betriebsrats geworfen. Unser Referent Dr. Bertram Zwanziger, Richter am Bundesarbeitsgericht in Erfurt, kommentierte im Kündigungsschutzrechts-Kommentar des Bundverlages die Paragrafen des TzBfG zum Thema Reduzierung der Arbeitszeit (Teilzeit) und ist auch daher Experte zu den zu diskutierenden Fragen. Nach dem Input durch den Referenten werden zwei Kommentartorinnen (Klenner und Rasner) Daten aus Forschungsprojekten vorstellen; auch die Arbeitgeberseite wird durch Frau Ramb schon vor Diskussionsbeginn eine Einschätzung zum Thema geben. Anschließend wird die Möglichkeit bestehen, die Impulse des Referenten und der drei Kommentartorinnen kritisch zu diskutieren.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch Transferleistungen
Vortrag von Dr. Christine Fuchsloch, Präsidentin Landessozialgericht Schleswig-Holstein
Kommentare:
Svenja Pfahl, Institut für sozialwissenschaftlichen
Transfer
Dr. Maria Wersig, Kommission Recht der sozialen Sicherung,
Familienlastenausgleich des Deutschen
Juristinnen Bundes
Prof. Dr. Michaela Kreyenfeld, Universität Rostock
Auch im zweiten Teil des Forums geht es um die vielfach geforderte jedoch kaum existente "Vereinbarkeit von Familie und Beruf" und zudem um die Frage, wie dieses gesellschaftspolitisch so wichtige Thema durch Transferleistungen gefördert und unterstützt werden kann. Does Law matter? Diese Frage stellt sich immer wieder. Ohne entsprechende Gesetze wird das Ziel der tatsächlichen Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht erreicht werden können. Die Präsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landessozialgerichts, Dr. Christine Fuchsloch, widmet sich seit längerem intensiv diesem Thema. In ihrem Beitrag wird Frau Dr. Fuchsloch auf die Ausgestaltung der verschiedenen sozialen Sicherungsssysteme eingehen und insbesondere darstellen, inwieweit diese die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen oder ihr entgegenstehen. So wird sie in diesem Zusammenhang unter anderem die aktuellen Regelungen zum Elterngeld im Verhältnis zum "alten" Erziehungsgeld darstellen. Aber auch andere monetäre Anreizsysteme, wie bspw. die steuerrechtliche Vorschriften über das Ehegattensplitting oder die sozialversicherungsrechtlich begünstigenden Regelungen zu Minijobs sollen angesprochen. Zuletzt soll auch das Betreuungsgeld und das hiergegen von der Freie und Hansestadt Hamburg angestrengte abstrakte Normenkontrollverfahren besprochen werden. Der Beitrag von Frau Dr. Fuchsloch und ihre rechtlichen Vorstellungen werden Diskussionsanreize bilden. Die drei Kommentatorinnen werden auf die Themen Lohnersatzleitungen bei Pflegezeit, Ehegattensplitting, Elterngeld, Betreuungsgeld punktuell eingehen und weitere Impulse für eine ggf auch kontroverse Diskussion geben.
Moderation:
Peter Voigt,
Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie
Nadine Mattausch,
Industriegewerkschaft Metall
Dr. Bertram Zwanziger
Richter am Bundesarbeitsgericht ...[mehr]
Dr. Christina Klenner
Referatsleiterin für Frauen- und Geschlechterforschung im Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung ...[mehr]
RAin Christina Ramb
Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Abteilungsleiterin Arbeitsmarkt ...[mehr]
Dr. Anika Rasner
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin), wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Infrastruktureinrichtung Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) ...[mehr]
Dr. Christine Fuchsloch
ist seit 2010 Präsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landessozialgerichts in Schleswig ...[mehr]
Svenja Pfahl
ist Diplom-Soziologin, Geschäftsführerin und gleichberechtigte Partnerin von SowiTra, dem Institut für sozialwissenschaftlichen Transfer in Berlin ...[mehr]
Dr. Maria Wersig
ist Vorsitzende der Kommission "Recht der sozialen Sicherung, Familienlastenausgleich" des Deutschen Juristinnenbundes. ...[mehr]
Prof. Dr. Michaela Kreyenfeld
ist Professorin für Soziologie an der Hertie School of Governance in Berlin und Leiterin der Arbeitsgruppe “Lebenslauf, Sozialpolitik und Familie” am Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock ...[mehr]
Peter Voigt
Abteilung Arbeits- und Sozialrecht in der Hauptverwaltung der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Hannover
...[mehr]
Nadine Mattausch
seit 2008 im Ressort Arbeits- und Sozialrecht/ Betriebliche Altersversorgung im Vorstand der IG Metall tätig
...[mehr]
Forum 2
am 25. März, von 14.45 bis 18.15 Uhr
Pause von 16.15 bis 16.45 Uhr
Landesvertretung Bremen, Saal
LITERATURHINWEISE
Paschke, Zeitsouveränität durch Anpassung der Arbeitszeitlage an die persönlichen Bedürfnisse, AuR 2012, 11 ff.
Sudhof, Teilzeitanspruch im 3-Schicht-System – familiäre Belange, AuR 2014, 11ff.
Dr. Wenckebach, Teilzeitarbeit: Vorwärts immer, rückwärts nimmer? AuR 2013, 189ff.
Müller, Neumann, Wrohlich; Familienarbeitszeiten - Wirkungen und Kosten einer Lohnersatzleistung bei Familienteilzeit (Expertise im Auftrag der Friedrich-Ebert Stiftung und der Hans-Böckler Stiftung), DIW Berlin.
Müller, Neumann, Wrohlich, Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch eine neue Lohnersatzleistung bei Familienarbeitszeit, DIW Wochenbericht 46/2013, 3ff.
Wrohlich, "Lohnersatzleistung bei Familienarbeitszeit: Viele familienpolitische Vorteile bei moderaten Kosten", DIW Wochenbericht 46/2013, 12.
Bonin, Fichtl, Rainer, Spieß, Stichnoth, Wrohlich, Zentrale Resultate der Gesamtevaluation familienbezogener Leistungen, DIW Wochenbericht 40/2013, 3ff.
Spieß, "Familienpoltische Ziele: Kita-Förderung sehr zielgerichtet - Zielkonflikt beim Ehegattensplitting", DIW Wochenbericht 40/2013, 14.
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LITERATURHINWEISE
Paschke, Zeitsouveränität durch Anpassung der Arbeitszeitlage an die persönlichen Bedürfnisse, AuR 2012, 11 ff.
Sudhof, Teilzeitanspruch im 3-Schicht-System – familiäre Belange, AuR 2014, 11.
Dr. Wenckebach, Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestalten, AiB 2013, 296 ff.
DIW Wochenbericht, 40/2013, Lehren für die Familienpolitik.
DIW Wochenbericht, 46/2013, Arbeitsteilung in der Familie; hier insbesondere S. 12 , Interview mit Dr. Katharina Wrohlich, Stellvertretende Leiterin der Abteilung Staat am DIW Berlin, "Lohnersatzleistung bei Familienarbeitszeit: Viele familienpolitische Vorteile bei moderaten Kosten".
Dr. Maria Wersig, Der lange Schatten der Hausfrauenehe. Zur Reformresistenz des Ehegattensplittings, Barbara Budrich Publishers, 2013.
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